Abstract: In stationären Einrichtungen zur Behandlung suchtmittelabhängiger Menschen bieten Hausordnungen einerseits die Möglichkeit, Ich-schwachen Menschen einen therapeutisch-stützenden Rahmen als Orientierungshilfe zu bieten, laufen aber andererseits Gefahr, im Falle von intransparenten und fraglichen Vorgaben die Klienten in institutionelle Ablaufvorgaben zu pressen, die einen angestrebten individuellen und autonomieorientierten Nachreifungsprozess eher verhindern als diesem nutzen. Die folgende Analyse von Hausordnungen verdeutlicht, dass vor Ort häufig therapeutisch fragwürdige Gestaltungen von Hausordnungen anzutreffen sind, die vor allem ein institutionelles Selbstverständnis und Bild der professionellen Helfer vom Patienten spiegeln. Ausgehend von konkreten Textanalysen der Hausordnungen werden generalisierende Hypothesen gebildet, zu deren Überprüfung die Leserin/der Leser eingeladen wird. Um die festgestellte Gefahr einer Neigung von Suchtkliniken zur »totalen Institution« durch die Ausklammerung alltagsweltlicher Normen zu umgehen, wird eine personenbezogenere und ressourcenorientiertere Abfassung von Hausordnungen vorgeschlagen, die sich an einem kooperativen Miteinander im Alltag orientiert.
Keywords: treatment and maintenance; general treatment method concepts; residential facility; addiction care