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Abstract |
Die Fortschritte in der akzeptierenden Drogenarbeit sichtbar machen und dazu ermutigen, noch nicht Erreichtes engagiert anzugehen – dazu will dieses Handbuch beitragen. Vieles ist heute selbstverständlich, was vor Jahrzehnten noch auf vehementen Widerstand stieß. Der Ansatz „Harm-Reduction“ ist fest im Drogenhilfesystem verankert und inzwischen zu einer erfolgreichen gesundheitspolitischen Strategie avanciert: nicht nur auf Bundesebene, sondern – als Bestandteil des Europäischen Drogenaktionsplans – ebenso auf EU-Ebene und schließlich auch weltweit: Der im Juni 2011 erschienene „Report of the Global Commission on Drug Policy“ unter der Leitung des ehemaligen brasilianischen Präsidenten Fernando Henrique Cardoso etwa betont, dass die frühe Einführung von Harm-Reduction-Maßnahmen und geringe HIV-Prävalenzen unmittelbar zusammenhängen. Für Deutschland trifft dies ganz besonders zu, wie die Daten des Robert Koch-Instituts vom Mai 2011 zeigen: Die Anteile der HIV-Erstdiagnosen bei Menschen mit dem Infektionsrisiko „intravenöser Drogenkonsum“ sind zwischen 2001 und 2010 kontinuierlich von 8 % auf 3,2 % zurückgegangen. Das sind günstige Voraussetzungen, um bei den politisch Verantwortlichen dringend nötige Verbesserungen im Arbeitsfeld „Drogen, HIV/Aids und Hepatitis“ einzufordern und auch in der eigenen Arbeit Vorstöße zu wagen, die bei Drogen gebrauchenden Menschen zu einem Mehr an Gesundheit beitragen. Allerdings wird immer deutlicher, dass die prohibitiv orientierte, auf Repression setzende Drogenpolitik selbst für erhebliche gesundheitliche und soziale Probleme gesorgt hat, was auf der Welt-Aids-Konferenz 2010 in Wien endlich einmal deutlich ausgesprochen wurde. In der dort verabschiedeten Deklaration heißt es, dass Drogenpolitik evidenzbasiert sein muss, statt moralisch und ideologisch geprägt zu sein. Hier ist eine umfassende strategische Neuorientierung erforderlich. |
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