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Abstract |
Kokain ist in Europa und in der Schweiz nach Cannabis die am häufigsten konsumierte illegale Substanz. Der Konsum von Kokain ist dabei im Vergleich zur verhältnismässig hohen Prävalenz des Cannabiskonsums deutlich weniger verbreitet. Der Kokainkonsum kann mit bestimmten Milieus und Lebensweisen in Verbindung gebracht werden, wobei primär integrierte (z.B. Partyszenengänger) und marginalisierte Gruppen (z.B. Prostituierte, Arbeitslose, Obdachlose, psychisch Kranke) unterschieden werden können. Die Gruppe der integrierten Konsumenten präsentiert sich in der klinischen Praxis bezüglich soziodemographischen Eigenschaften und Konsummotiven äusserst vielschichtig. Neben den in der Literatur relativ gut beschriebenen Partygängern kann zum Beispiel auch ein Typus des funktionellen Alltagskonsums zur Leistungssteigerung beobachtet werden. Vor allem für die Gruppe der integrierten Konsumenten sind mangels entsprechender Erhebungen kaum detaillierte Daten zur Prävalenz, den soziodemographischen Merkmalen, den jeweiligen Konsummustern und der davon abhängigen Problemlast verfügbar. Es kann davon ausgegangen werden, dass der Kokainkonsum mehrheitlich unproblematisch und risikoarm erfolgt. Ein Teil der Konsumierenden jedoch entwickelt anhaltende medizinische, psychische oder soziale Probleme. Der Bedarf nach entsprechenden Hilfsangeboten ist durch die Nachfrage bei Beratungs- und Behandlungsstellen klar ausgewiesen. Fraglich bleibt, ob die heterogene und wenig erforschte Gruppe der Personen mit problematischem Kokainkonsum in ihrer gesamten Bandbreite und den unterschiedlichen Bedürfnissen und Problemstellungen mit den bestehenden Hilfsangeboten adäquat angesprochen und für die Inanspruchnahme therapeutischer Angebote genügend erreicht wird. Das Internet bietet insbesondere für den Bereich der unterstützten Selbsthilfe einige viel versprechende neue Möglichkeiten, auch Konsumenten zu erreichen, die sich bisher nicht für eines der bestehenden Hilfsangebote entschliessen konnten. Die ARUD Zürich hat daher gemeinsam mit dem Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung ISGF das modulare, an kognitiv-verhaltenstherapeutischen Konzepten orientierte Online-Selbsthilfe-Angebot „Snow Control“ (www.snowcontrol.ch) entwickelt. Es bietet Hilfestellung, um die individuelle Kontrolle über den eigenen Kokainkonsum zu verbessern bzw. wieder zu erlangen. Das Programm ist seit Mai 2010 online und wird wissenschaftlich evaluiert, der Einschluss von TeilnehmerInnen in die laufende Studie ist bis September 2011 vorgesehen. Erste Erfahrungen zeigen, dass grundsätzlich ein solches Angebot genutzt wird und sich die bisherigen Benutzenden von Snow Control deutlich von den Personen unterscheiden, die mit den etablierten Angeboten mit direktem Klientenkontakt erreicht werden. Bisher handelte es sich im Vergleich um mehr männliche Personen mit guter Ausbildung und höherem Durchschnittsalter. Dieses Profil lässt vermuten, dass mit Snow Control tatsächlich eine mit den bisherigen Behandlungsangeboten nicht erreichte Gruppe von Konsumenten angesprochen wird. |
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