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Author (up) Gschwandtner, Franz; Paulik, Richard; Schmidbauer, Rainer; Seyer, Seifried url 
  Title Alkoholintoxikationen bei Kindern und Jugendlichen in Oberösterreich : Kurzfassung Type Report
  Year 2009 Publication Abbreviated Journal  
  Volume Issue Pages 12  
  Keywords Austria  
  Abstract Unter dem Schlagwort “Komatrinken” wurden in den vergangenen Jahren, begleitet von großem medialem Echo, immer wieder der exzessive Alkoholkonsum bzw. daraus resultierende Spitalseinlieferungen von Kindern und Jugendlichen diskutiert. Im Rahmen einer Pressekonferenz wurden heute in Linz vom Institut Suchtprävention die Ergebnisse der österreichweit ersten wissenschaftlichen Untersuchung zum Thema Alkoholintoxikationen bei Jugendlichen präsentiert. Um die Hintergründe des Phänomens “Komatrinken” zu erforschen wurde das Institut Suchtprävention im Jahr 2008 vom Land Oberösterreich beauftragt, eine Studie zu erstellen. Diese Studie wurde in Zusammenarbeit mit dem Ludwig Boltzmann Institut für Suchtforschung in Wien durchgeführt. Insgesamt wurden für die Untersuchung 103 Expertinnen und Experten aus den Bereichen Exekutive, Gastronomie, Krankenhaus, Jugendarbeit, Rettungsdienst und Sozialversicherung befragt. Zudem wurden die Diagnosedaten der öffentlichen Krankenhäuser in Oberösterreich analysiert. Das Herzstück der Studie sind Interviews mit 50 Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren , die aufgrund einer Alkoholvergiftung in ein oberösterreichisches Spital eingeliefert wurden. Meistens “Trinkunfälle” – oft Spirituosen im Spiel Die Befragung unter den betroffenen Jugendlichen ergab, dass die Vergiftung für die Mehrheit (knapp 60%) ein “Trinkunfall” war. Das heißt, der Vollrausch ist ihnen “passiert”. Es lag keine Absicht vor sich stark zu betrinken und es war ein einmaliges Ereignis. Erwähnenswert ist auch, dass zwei Drittel der Mädchen und etwa die Hälfte der Burschen vor ihrer Einlieferung noch nie stark betrunken (z.B. starke körperliche Beeinträchtigungen, Erbrechen aufgrund von Alkoholkonsum usw.) waren. Auffällig ist die Tatsache, dass Spirituosen bei Alkoholvergiftungen eine große Rolle spielen. 44 der 50 Jugendlichen haben zumindest teilweise Schnaps oder andere gebrannte Getränke konsumiert. Aus Sicht der Prävention ist deshalb die systematische Förderung der Kompetenzen für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol besonders wichtig. (siehe auch Punkt „Forderungen der Prävention) “Koma” – ein irreführender Begriff Von den im Beobachtungszeitraum (Juli bis Dezember 2008) eingelieferten 50 Jugendlichen wurde auch der Zustand bei ihrer Einlieferung ins Spital erfasst. Lediglich eine Person war tatsächlich in komatösem (=bewusstlosem) Zustand. 7 Personen waren nicht ansprechbar und zeigten nur auf starke Schmerzreize Reaktionen („soporös“), 8 Jugendliche waren ansprechbar, zeigten jedoch verzögerte, schläfrige Reaktionen („somnolent“). Der überwiegende Teil (34 Personen) war geringer als somnolent beeinträchtigt. Der Begriff „Komatrinken“ ist also sehr irreführend, da nur ein sehr geringer Anteil dieses Phänomens damit beschrieben wird. Für die Studie wurden die Jugendlichen mit einer Alkoholvergiftung auch nach ihren Lebensumständen gefragt. Aufbauend auf den Ergebnissen wurden folgende drei Gruppen definiert: • Gruppe 1: Unauffällige Jugendliche (29 Fälle) Diese Jugendlichen (knapp 60 %) hatten nicht die Absicht, sich stark zu betrinken. Der Rausch ist ihnen „passiert“. Es gibt keine Hinweise, die auf Auffälligkeiten im psychosozialen Bereich und beim generellen Alkoholkonsum schließen lassen. Diese Gruppe war hinsichtlich Alter und Geschlecht gemischt. Unter diesen Jugendlichen gibt es relativ mehr SchülerInnen und weniger Lehrlinge, sowie Personen in „Übergangssituationen“ (Lehrstellensuchende, arbeitslos, Schulwechsel). Das Ereignis soll weder bagatellisiert noch übertrieben problematisiert werden. Das Autorenkollektiv empfiehlt, dass im Spital ein Gespräch mit den Eltern geführt werden sollte. • Gruppe 2: Psychosozial auffällige Jugendliche (17 Fälle) Rund ein Drittel der befragten Jugendlichen wies mehrere Risikofaktoren auf, z.B. aggressives oder suizidales Verhalten während der Alkoholvergiftung, Arbeits- oder Wohnungslosigkeit, Suchterkrankung der Eltern, Missbrauch von Alkohol als „Problemlöser“ etc. Bei diesen Jugendlichen besteht Handlungsbedarf. Psychologische, sozialarbeiterische bzw. psychiatrische Unterstützung wäre sinnvoll. Lehrlinge (9 Personen) und Jugendliche in Übergangssituationen (6) wurden öfter als psychosozial auffällig eingeschätzt als Schüler/innen (2). • Gruppe 3: Jugendliche mit risikobehaftetem Alkoholkonsum, ohne psychosoziale Auffälligkeiten (4 Fälle) Für diese sehr kleine Minderheit unter Jugendlichen (acht Prozent) ist exzessiver Alkoholkonsum wichtiger Bestandteil ihres sozialen Lebens. Ein interessantes Detail ist, dass alle vier dieser „Spaßtrinker“ männlich waren. Hier sind Angebote im Bereich Beratung und Information zum Alkoholkonsum wichtig. Unterschiedliche Häufigkeiten, Anlässe und Trinkorte Betrachtet man die Häufigkeit des Alkoholkonsums, so trinken 43 Jugendliche maximal ein bis zweimal pro Woche Alkohol, in zwei Fällen war es überhaupt das erste Mal, dass Alkohol konsumiert wurde. Die Orte, an denen Alkohol von Jugendlichen konsumiert wird, sind unterschiedlich verteilt. Laut Studie waren keine klaren Prioritäten auszumachen. Lokale, der öffentliche Raum oder private Umgebung wurden in etwa gleich oft genannt. 26 Jugendliche nannten einen bestimmten Anlass für Alkoholkonsum (Geburtstagsfeier etc.), die restlichen 24 nannten keinen bestimmten Grund (meist „Fortgehen“). Schlussfolgerungen und Forderungen der Prävention Die Ergebnisse der Forschungsarbeit lassen den Schluss zu, dass sich Jugendliche in ihrem Alkoholverhalten kaum von Erwachsenen unterscheiden. Alkoholkonsum scheint bei Jugendlichen genauso Kultur- und Sozialverhalten darzustellen, wie es bei Erwachsenen der Fall ist. Dass Jugendliche jedoch bezüglich ihres Umgangs mit Alkohol noch nicht soviel Erfahrung haben können wie Erwachsene, liegt dabei auf der Hand. Das Institut Suchtprävention und das Autorenteam des Ludwig Bolzmann Instituts für Suchtforschung empfehlen in diesem Zusammenhang folgende alkoholpolitische Maßnahmen: • Systematische Förderung der Kompetenzen für den verantwortungs-bewussten Umgang mit Alkohol, um eine „Alkoholmündigkeit“ bei Jugendlichen zu erreichen. Das Institut Suchtprävention bietet in diesem Zusammenhang mehrere Angebote an. • Da gerade junge Menschen oft sehr sensibel auf Alkoholwerbung reagieren, ist es notwendig die bestehenden Werbebeschränkungen besser umzusetzen, z.B. die Verstöße stärker aufzuzeigen und zu ahnden. Zudem wäre es sinnvoll, einen Teil der öffentlichen Gelder in „Gegenwerbung“ (Infos über Risiken von Alkoholkonsum oder Alternativen) zu investieren. • Jugendliche sind sehr preissensibel. Deshalb sollten Positivmaßnahmen in Form von attraktiven, leistbaren und qualitativ hochwertigen alkoholfreien Getränken (Stichwort „Jugendgetränk“) stärker gefördert werden. • Spezielle Angebote für gefährdete Jugendliche mit risikoreichen Alkohol-Konsummustern bzw. mit psychosozialen Auffälligkeiten (arbeits-/wohnungslos, abgebrochene Ausbildung, gravierende familiäre Probleme etc.): Solche Jugendliche könnten durch eine Art „Sozialanamnese“ im Rahmen der stationären Aufnahme herausgefiltert werden, wobei eine Kontaktaufnahme mit Psycholog/innen bzw. Sozialarbeiter/innen empfehlenswert ist. • Eine Verschärfung der Jugendschutzbestimmungen ist nicht notwendig, eine verbesserte Umsetzung und Kontrollen jedoch sehr wohl – z.B. durch verstärkte Ausweiskontrollen in der Gastronomie oder beim Einkauf in Supermärkten oder Tankstellen, durch verstärkte Jugendschutz-Schulungen des Personals etc.  
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  Corporate Author Thesis  
  Publisher Institut Suchtprävention Place of Publication Linz Editor  
  Language German Summary Language Original Title  
  Series Editor Series Title Abbreviated Series Title  
  Series Volume Series Issue Edition  
  ISSN ISBN Medium  
  Area Expedition Conference  
  Notes Approved no  
  Call Number 50-10845 Serial 56335  
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